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Pfiffige Planung
Passivhäuser kommen mit sehr wenig Energie aus - ganz ohne Hightech



DANIEL ABEL

Eigentlich ist es ein ganz normales Haus. Es hat viele Fenster, ein rotes Ziegeldach, drumherum einen Garten und sieht aus wie alle andere Häuser in der Ringstraße in Falkensee. Und doch ist es anders. Denn die Familie Unger, die in dem Haus wohnt, zahlt fast nichts fürs Heizen. 300 Euro waren es im vergangenen Jahr, ungefähr ein Viertel der Kosten eines normalen Haushaltes dieser Größenordnung.

Grund für die niedrige Rechnung ist ein Zertifikat, das das Gebäude als Passivhaus ausweist. In Deutschland gibt es davon etwa 560 Stück, in Brandenburg zwölf. Das Zertifikat bescheinigt dem Haus einen Energieverbrauch von weniger als 15 Kilowattstunden pro Quadratmeter im Jahr. In Altbauten liegt der Verbrauch zwischen 80 und 300 KWh.

Warum brauchen Passivhäuser so wenig Energie? Hightech Heizsysteme und spartanische Lebensgewohnheiten sind nicht der Grund, eher das Zusammenspiel vieler Komponenten, die den Energieverbrauch im Haus optimieren. Das Haus der Ungers hat keinen Schornstein und keine klassische Heizung. Zwei elektrische Heizaggregate mit je 2000 Watt Leistung reichen aus, um die Wohnung warm zu halten. Mehr Energie braucht das Passivhaus nicht, weil es die Wärme sehr gut hält. 52 Zentimeter dick sind die Außenwände, 38 davon sind allein für die Dämmung reserviert. Die Raumtemperatur liegt im Passivhaus zwischen 19 und 21 Grad Celsius. Anders als in normalen Häusern gibt es keine unterschiedlich warmen Flächen.

Dafür ist auch eine durchgehende Dämmung entscheidend. Wenn die Ausführung nicht stimmt, geht später durch fehlerhafte Fugen und nicht genügend abgedichtete Spalten Wärme verloren.

Besonders wichtig für eine gute Dämmung sind auch Fenster und Türen. Die sind bei den Ungers dreifach verglast und haben einen zusätzlich gedämmten Rahmen. Die Fenster sind etwas wuchtiger als normale, beeinträchtigen die Sonneneinstrahlung jedoch nicht. Den besten Effekt erzielen Fenster in Passivhäusern, wenn sie konsequent nach Süden ausgerichtet sind, denn dort gelangt am meisten Licht in die Innenräume und erwärmt somit das Haus.

Das Grundstück in der Ringstraße zeigt allerdings mit einer Ecke nach Süden, so fällt die stärkste Sonneneinstrahlung nicht frontal auf eine Hausseite. Um trotzdem nicht mehr heizen zu müssen, wurde die Dämmung am Haus zehn Zentimeter dicker.

Für die Passivhäuser ist generell eine gut durchdachte Planung notwendig. Um die hat Margrit Unger sich selbst gekümmert. Die freischaffende Architektin beschäftigt sich seit fünf Jahren mit ökologischem Bauen, ihr eigenes Haus hat sie selbst geplant. Im vergangenen Jahr verbrauchte die Heizung im Haus auf den Quadratmeter gerechnet nur 14 Kilowattstunden. Dafür ist ein ausgeklügeltes Heiz- und Lüftungssystem verantwortlich. Warmes Wasser kommt aus einem 500 Liter großen Warmwasserspeicher – durch Sonnenkollektoren auf dem Dach geheizt. Nur im Winter hilft ein Elektroheizer nach.

Normale Heizkörper gibt es bei den Ungers lediglich im Bad, und auch da nur zum Nachheizen. Das eigentliche System ist Lüftung und Heizung zugleich. Frische Luft wird von einem Luftschacht im Garten angesaugt und dann in einem Rohr, 1,80 Meter tief unter der Erde auf Plusgrade vorgewärmt. Die beiden Heizaggregate und ein Wärmetauscher, erwärmen sie dann auf Zimmertemperatur.

Durch Lüftungsschlitze gelangt die Luft in die Wohnung. Verbrauchte Luft wird in Bad und Küche abgesaugt. Dabei nutzt der Wärmetauscher die Wärme der verbrauchten Luft, um frische zu heizen. Das System lüftet effektiver als Fenster und ist auch der klassischen Klimaanlage überlegen, weil die lediglich vorhandene Luft erwärmt oder abkühlt. Die Fenster dürfen die Ungers bei sich zu Hause trotzdem öffnen. Manchmal müssen sie das sogar: Zu Weihnachten im vergangenen Jahr waren elf Gäste in der Wohnstube zu Gast. Die heizten so gut, dass die Familie den Kamin nur bei geöffneten Fenster anmachen konnte. Da merkten dann die Nachbarn, dass das Passivhaus in der Ringstraße doch anders ist als normal.

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